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STANDPUNKT/962: Kritik an "Schadensrechnung" der Bauernverbände zum Wolf (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - 15. November 2017

Zumeldung des NABU Thüringen zum Artikel "Thüringer Bauern fordern 13 Millionen Euro für Wolfsschäden", Thüringer Allgemeine, 15. November 2017

NABU Thüringen kritisiert "Schadensrechnung" der Bauernverbände zum Wolf


Jena - "Mit reinen Fantasie- und Wunschzahlen könne man keine sachliche Politik zugunsten der Weidetierhalter machen", sagt Silvester Tamás, ein Sprecher der Landesarbeitsgruppe Wolf im NABU Thüringen, zu den unrealistischen Zahlenspiel der Bauernverbände. "Anstatt sich auf die schnelle Umsetzung eines wirksamen Herdenschutzes zu konzentrieren, werde mit Fantasiezahlen jongliert, um bewusst Stimmung gegen den Wolf zu machen."

Dabei fordert der NABU Thüringen durchaus eine stärkere Unterstützung der Schäfer, die völlig unabhängig von der Rückkehr des Wolfes erforderlich ist. Eine solche Unterstützung könne jedoch nicht aus dem kleinen Umweltetat finanziert werden, sondern müsse über eine grundlegende Neugestaltung der milliardenschweren Agrarförderung geschehen. Die werde jedoch gerade von den Bauernverbänden seit Jahrzehnten blockiert.

Schäfer sind Partner des Naturschutzes in der Natur- und Landschaftspflege. Weidetierhaltung und Artenschutz würden wunderbar miteinander funktionieren, wenn man nur will und auch Förderprogramme des Freistaates in Anspruch nimmt. Bereits seit 2015 existiert in Thüringen ein Förderprogramm, welches die Schäfer mit bis zu 75 Prozent ihrer förderfähigen Ausgaben bei der Umsetzung eines wirksamen Herdenschutzes unterstützt. Von einer großen Nachfrage kann dort allerdings noch keine Rede sein. "Dass dies funktioniert zeigt das Beispiel von Schäfer Gerd Steuding in Schwabhausen. Im unmittelbaren Nachweisgebiet der Wölfin setzte Schäfer Steuding, von der Firma Agrarprodukte Schwabhausen e.G., die empfohlenen Herdenschutzmaßnahmen, wie verbesserte Elektronetzzäune mit übergespannter Breitbandlitze und Herdenschutzhunde ein - Schäden durch herumstreunende Hunde und den Wolf blieben seither aus," berichtet Silvester Tamás. Dass ein solcher Herdenschutz funktioniert, zeigen auch die Erfahrungen aus den anderen Wolfsbundesländern.

In Thüringen helfen aktuell ehrenamtliche Naturschützer des NABU beim Aufbau einer Task-Force für den Herdenschutz. "Hierbei wollen wir die Schäfer ganz konkret dabei unterstützen, ihre Herdenschutzmaßnahmen zu verbessern und auch umzusetzen", sagt Silvester Tamás. "Wir möchten unseren Partnern im Naturschutz unter anderem beim Aufbau ihrer neuen Herdenschutzzäune helfen." Interessierte Schäfer aus dem unmittelbar betroffenen Wolfsgebiet zwischen Arnstadt und Ohrdruf können sich gerne bei der Landesarbeitsgruppe Wolf des NABU Thüringen melden:


https://thueringen.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/landesarbeitsgruppe-wolf/index.html

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Quelle:
Pressemitteilung, 15.11.2017
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. November 2017

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