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STANDPUNKT/1080: Klimaschutz durch Atomkraft? (BUND RVSO)


BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein

An die Medien - 28. März 2019

Klimaschutz durch Atomkraft? Riskant und sehr teuer (*)


Der zeitliche Abstand zu den Atomunfällen in Tschernobyl und Fukushima ist so groß, dass die Atomlobby wieder in die Offensive geht. Mit gezielt vorgeschobenen Klimaschutzargumenten versuchen die Atomkonzerne und ihre Tarnorganisationen der Nuclear Pride Coalition [1] Werbung für Atomkraft zu machen und ihre Profite zu sichern. Doch Atomkraft ist hochriskant, teuer und der Atommüll muss eine Million Jahre sicher gelagert werden. Bei der Nutzung der Atomenergie (vom Uranabbau bis zum Abriss) wird mehr Kohlendioxid freigesetzt als beim Betrieb eines Windrades sagt eine Studie des Deutschen Bundestages. Atomstrom aus neuen AKW ist sehr teuer. Das neue englische AKW Hinkley Point wird 23,2 Milliarden Euro kosten und extrem teuer Strom produzieren. Ab 2025 wird der Atomstrom für rund 12 Eurocent pro Kilowattstunde (kWh) ins Stromnetz verkauft. Hinzu kommt ein jährlicher Aufschlag für die Inflation. Solar- und Windstrom sind im Vergleich deutlich günstiger. Laut einer Studie des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) kostet heute in Deutschland Strom aus neuen Windanlagen etwa 6 Eurocent pro kWh und aus neuen großen Solarkraftwerken im Durchschnitt ca. 5 Eurocent. In sonnenreichen Ländern sind die Kosten für Solarstrom noch günstiger und liegen unter vier Eurocent. Der Kostenvergleich mit fossiler und nuklearer Stromerzeugung wird dadurch erschwert, dass externe Kosten durch Umwelt-, Klima- und Gesundheitsschäden außen vor bleiben. Mit einem Bruchteil des Geldes für neue AKW lässt sich umweltfreundlich Strom aus Wind und Sonne erzeugen und das Klima schützen. Aus diesem Grund werden die zukunftsfähigen Energien von der Atom- und Kohlelobby und ihren Tarnorganisationen [2] auch massiv behindert.

Warum sollen wir auf eine gefährliche, teure Hochrisikotechnologie wie den Thorium Reaktor [3] setzen, wenn wir kostengünstige, umweltfreundliche Alternativen haben?

Um tatsächlich in großem Umfang teuren Atomstrom zu erzeugen, müssten weltweit sehr viele AKW in immer mehr Ländern gebaut werden. Doch jeder neue Staat, der mit Hilfe der Atomkraft in den Besitz von Atomwaffen kommt, erhöht die Gefahr zukünftiger Atomkriege und ist eine Katastrophe für die Menschheit und alles Leben auf diesem Planeten.

Der menschengemachte Klimawandel muss umweltfreundlich und nachhaltig angegangen werden. Lösungsansätze sind regenerativen Energien, Energiesparen und eine Änderung unseres nicht nachhaltigen Lebensstils. "Gut leben statt viel haben" ist die Zukunftsdevise. Es gilt, eine tatsächlich nachhaltige Entwicklung einzuleiten und Wege für ein gutes Leben aufzuzeigen. Die größten Einschränkungen auf diesem Weg sind die ökonomisch-politischen Widerstände alter Eliten und die Tatsache, dass dieser Weg Vernunft und ein massives Umdenken voraussetzt. Der Versuch, die Probleme des Klimawandels mit Atomkraft zu lösen, ist ein gefährlicher, rückwärtsgewandter Irrweg.

Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer, Vizepräsident Trinationaler Atomschutzverband TRAS


(*) http://www.mitwelt.org/klimawandel-atomkraft-akw.html

[1] http://www.mitwelt.org/nuclear-pride-michael-shellenberger-greenwash.html
[2] http://www.bund-rvso.de/tricks-der-konzerne.html
[3] http://www.bund-rvso.de/thorium-reaktor-fluessigsalz-klein.html

Mehr Infos:
http://www.mitwelt.org/klima-klimawandel-klimaschutz-akw.html
http://www.bund-rvso.de/klimaschutz-kernenenergie-kernkraftwerke.html

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Quelle:
Mitteilung an die Medien vom 28.03.2019
Herausgeber:
Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein
Wilhelmstr. 24a, 79098 Freiburg
E-Mail: bund.freiburg@bund.net
Internet: www.bund-freiburg.de, www.bund-rvso.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. April 2019

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