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STANDPUNKT/1163: NABU zu Cruise Days - Kreuzfahrten schädigen Lungen und Klima (NABU HH)


NABU Landesverband Hamburg - 19. Februar 2020

Kreuzfahrten schädigen Lungen und Klima

- NABU klärt anlässlich der Cruis Days auf
- eine Reise verschlingt vier Jahre CO2-Budget
- Schweröl führt zu giftigen Emissionen
- Alternative LNG ist Klimakiller


(Bremen, den 19.2.20) "Wir wollen niemandem den Urlaub vermiesen", betont NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann angesichts der Cruise Days, einer Messe für Kreuzfahrt-Interessenten am kommenden Sonntag. Doch unwidersprochen dürfen die Hochglanz-Versprechen der Reedereien nicht bleiben, finden die Naturschützer. Schließlich sei schon allein mit einer Woche Mittelmeer-Kreuzfahrt das rechnerische Jahresbudget eines Menschen an Kohlendioxid aufgebraucht. Und es gibt weitere Kritikpunkte.

"Als Umweltverband bemängeln wir seit Jahren das giftige Schweröl als Treibstoff und den enormen Ressourcen- und Energieverbrauch dieser Urlaubsform", erklärt der NABU. Es sei trauriger Fakt, dass ein Kreuzfahrtschiff pro Tag so viel CO2 ausstösst wie fast 84.000 Autos, so viel Stickoxide wie rund 421.000 Autos, so viel Feinstaub wie gut eine Million Autos und sogar so viel Schwefeldioxid wie über 376 Millionen Autos.

Das als "sauber" gepriesene Flüssigerdgas (LNG) dass als alternativer Treibstoff derzeit auf lediglich zwei Kreuzfahrtriesen eingesetzt wird, ist jedoch ein Klimakiller. LNG ist ein fossiler Brennstoff der hauptsächlich aus Methan besteht. Dies ist 25-Mal so klimawirksam wie Kohlendioxid. "Das Gefährliche an LNG ist nicht nur seine Verbrennung zu Kohlendioxid, sondern vor allem der Methanschlupf", berichtet Sönke Hofmann. Eine neue Studie bescheinigt dem Treibstoff eine um 70 bis 82 Prozent höhere Treibhauswirkung als Marinediesel.

Dazu kommt bei vielen Kreuzfahrten der Hin- und Rückflug sowie der Flugtransport der Verpflegung. Eine zweiwöchige Karibikreise schlägt so mit neun Tonnen Kohlendioxid zu Buche. "Damit überzieht man sein CO2-Konto derart, dass man als Ausgleich vier Jahre lang rein gar nichts mehr emitieren dürfte", rechnet der NABU vor.

Neben den Luftschadstoffen und Belastungen durch den Massentourismus hinterlassen Kreuzfahrtschiffe mit ihren teils über 6.600 Passagieren oft auch ihre Fäkalien und Essensabfälle direkt im Meer und den Müll in den Gastländern. "Das einzige was kaum an Land bleibt, ist Geld, denn das geben die Kreuzfahrer für organisierte Touren der Reedereien aus", beklagt Hofmann, "nach Studien profitieren die Reiseziele mehr von einem Rucksacktouristen als von Kreuzfahrt-Teilnehmern." Für den NABU sei es unerklärlich, weshalb Bremerhaven die qualmenden Kreuzfahrtriesen gegen die Windrichtung zur City so begeistert feiere.

Für die Reedereien lohnt sich eine Kreuzfahrt durch mehrfaches Dumping: Eine Kreuzfahrt ist nahezu komplett steuerfrei. "Gehen Sie mal in ein Reisebüro und buchen Sie eine Kreuzfahrt - Sie werden noch nicht mal Mehrwertsteuer zahlen", so der NABU. Dazu müssen auf vielen Schiffen die Angestellten in 12-Stunden-Schichten für weniger als zwei Euro Stundenlohn schuften. Ein deutscher oder anderer Mindestlohn gilt auf hoher See nicht.

Die Rechtsfreiheit auf dem Meer kann dann auch unangenehme Folgen haben, wenn man an Bord selbst Opfer einer Straftat wird. Die Sicherheitsdienste haben keine hoheitlichen Befugnisse und für eine professionelle Beweissicherung gibt es kein Personal. "Und der nächste Hafen, an dem die Tat verfolgt werden müsste liegt in den seltensten Fällen in einem Rechtsstaat wie wir ihn kennen", gibt der NABU zu bedenken.

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Quelle:
Pressemitteilung, 19.02.2020
Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Landesverband Hamburg e.V.
Klaus-Groth-Straße 21, 20535 Hamburg
Tel.: 040/69 70 89-0, Fax: 040/69 70 89-19
E-Mail: info@NABU-Hamburg.de
Internet: www.NABU-Hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Februar 2020

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