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STELLUNGNAHME/532: EU Einweg-Plastikrichtlinie historischer Schritt gegen Plastikverschmutzung (Global 2000)


GLOBAL 2000 / Friends of the Earth Austria - Wien, 19. Dezember 2018

GLOBAL 2000 zu EU Einweg-Plastikrichtlinie: historischer Schritt gegen Plastikverschmutzung

Konkrete Reduktionsziele fehlen allerdings - auch 90% Sammelquote für Plastikflaschen auf Jahre verschoben


Nach monatelangen intensiven Verhandlungen wurde heute der mit Spannung erwartete Gesetzestext der EU-Richtline 'Zur Verringerung der Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt' verabschiedet. Der sogenannte Trilog, die Verhandlung zwischen EU-Kommission, EU-Parlament und EU-Rat unter österreichischem Vorsitz, hat sich heute in den frühen Morgenstunden auf ein finales Papier geeinigt.

"Die nun vorliegende Richtlinientext ist ein begrüßenswerter wichtiger Schritt, der viele wichtige Maßnahmen enthält, um der mittlerweile bedrohlichen Plastikverschmutzung etwas entgegen zu setzen. Die EU zeigt, dass sie es ernst damit meint, die Plastikverschmutzung bekämpfen zu wollen." so Lisa Kernegger, Ökologin von GLOBAL 2000, "Enttäuschend ist allerdings, dass die Mitgliedstaaten den Verbrauch von 'To-Go'- Plastikverpackungen und -bechern für den einmaligen Gebrauch lediglich 'erheblich reduzieren' müssen und keine verbindlichen Reduktionsziele festgelegt wurden."

Besonders erfreulich aus Umweltsicht ist, dass Plastikproduzenten für die Abfallbehandlung und für Clean-Ups von Einwegartikel aus Plastik, einschließlich Zigarettenstummeln und Fisch-Fang-Geräten, in Zukunft aufkommen müssen. Weiters dürfen bestimmte Plastik-Gegenstände, die besonders häufig im Meer landen, nicht mehr verkauft werden, wie etwa Plastikbesteck, Plastikstrohhalme und Polystyrolschaum-Behälter für Lebensmittel und Getränkebecher.

GLOBAL 2000 begrüßt, dass eine 90-prozentige Sammelquote für Plastikflaschen beschlossen wurde, da das ein wichtiger Schritt in Richtung weniger weggeworfene Flaschen im Meer und in den Wäldern ist. Da diese Quote allerdings erst für 2029 beschlossen wurde, ist unerfreulich. Auch der öffentliche Druck, die Plastikverschmutzung zu stoppen, nimmt von Tag zu Tag zu und kann nicht mehr ignoriert werden. Mit Maßnahmen, die erst in Jahren und Jahrzehnten wirksam werden, ist niemandem geholfen. Die Folgen davon trägt die Natur und somit der Mensch. Es ist allerhöchste Zeit, um die lineare Wegwerfwirtschaft endlich zu beenden und schleunigst eine echte Kreislaufwirtschaft in Europa zu etablieren. Und das bedeutet vor allem, wiederverwendbare Materialien und Produkte zu fördern.

"Wir ermutigen die österreichische Bundesregierung, eine ehrgeizige und zeitnahe Umsetzung der heute beschlossenen Richtlinie vorzunehmen." so Kernegger abschließend, "Denn letztlich entscheiden die nationalen Umsetzungen über Erfolg oder Misserfolg der Richtlinie gegen Plastikmüll."

Morgen, am 20. Dezember, werden die nationalen Umweltminister offiziell die vereinbarte Richtlinie unterzeichnen. Die Mitgliedstaaten haben dann zwei Jahre Zeit, um sie in nationales Recht umzusetzen, das spätestens 2021 in Kraft treten sollte.

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Quelle:
Presseinformation, 19.12.2018
Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000
Neustiftgasse 36, A-70 Wien
Tel: +43/1/812 57 30, Fax: +43/1/812 57 28
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Internet: www.global2000.at


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2018

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