ROBIN WOOD - 26. Mai 2020
Waldstrategie 2050 muss stärker ökologisch ausgerichtet werden
ROBIN WOOD fordert Bundesagrarministerin Julia Klöckner auf, sich für die konsequente Umsetzung der neuen EU-Biodiversitätsstrategie in Deutschland stark zu machen. Insbesondere müssen die Kernpunkte der EU-Strategie Eingang finden in die nationale Waldstrategie 2050. Statt die Waldbestände weiter zu gefährden, fordert ROBIN WOOD verbindliche Schutzkonzepte für Naturwälder und die Umstellung der Forstwirtschaft auf eine naturnahe Waldwirtschaft.
Am 20. Mai 2020 hatte die EU-Kommission die neue EU-Biodiversitätsstrategie vorgestellt. Sie enthält sinnvolle Vorgaben für den Schutz von Klima, Arten und Wäldern: Alle verbliebenen Natur- und Urwälder Europas sollen kartiert und strikt geschützt werden. Eine verbindliche Richtlinie soll für eine naturnähere Waldbewirtschaftung von Wirtschaftswäldern sorgen. Zudem soll der Schutz vor invasiven, gebietsfremden Arten verbessert werden.
"ROBIN WOOD sieht in der EU-Biodiversitätsstrategie großes Potential zum Schutz von Klima und Arten. Damit diese Strategie greift, muss sie in den Mitgliedsstaaten konsequent in verbindliches Recht umgesetzt werden", fordert ROBIN WOOD-Waldreferentin Jana Ballenthien. "In der Waldpolitik ist Klöckner mit ihren Plänen für eine Waldstrategie 2050 aber bislang auf dem Holzweg."
Der wissenschaftliche Beirat für Waldpolitik in Klöckners Ministerium hatte vor kurzem eine Stellungnahme zur Waldstrategie 2050 abgegeben, die in wesentlichen Punkten der Biodiversitätsstrategie widerspricht:
Schutz von Waldflächen:
In Deutschland sind bislang nur 0,2 Prozent statt 100 Prozent aller
naturnahen, alten Wälder geschützt, wie es die
EU-Biodiversitätsstrategie nun als Ziel formuliert. Nur 2,8 Prozent
der Waldfläche entwickelt sich natürlich. Das ist weit entfernt vom
Fünf-Prozent-Ziel, das entsprechend der Nationalen Strategie zur
Biologischen Vielfalt schon seit 2007 verfolgt wird. In den Eckpunkten
zur nationalen Waldstrategie 2050 wird lapidar auf eine Erhöhung der
Fläche auf vier Prozent innerhalb des nächsten Jahrzehnts verwiesen,
ohne konkrete Maßnahmen zur Erhöhung vorzuschlagen.
Erhalt der Biodiversität:
Eine Studie der Naturwaldakademie Lübeck zeigt den "schlechten
ökologischen Zustand" in allen deutschen Beständen natürlicher
Buchenwald-Typen und ein Fehlen der wertvollen Stark- und Altbäume.
Zwei Eichenwald-Typen sind überdies in einem so schlechten
ökologischen Zustand, dass sogar ein vollständiges Aussterben droht.
Der Beirat für Waldpolitik setzt in seinem Eckpunktepapier auf eine
Zunahme der "künstlichen Bestandesgründung", und überdies auf den
Ausbau eingeführter Baumarten und des Nadelbaumbestandes. Dabei wäre
es für den Erhalt der Biodiversität dringend erforderlich, die
heimische Artenzusammensetzung zu erhalten und auch in
Wirtschaftswäldern viel Altbestand, ein geschlossenes Waldinnenklima
und einen hohem Totholzanteil vorzuweisen.
Naturnahe Waldbewirtschaftung:
Laut Eckpunktepapier sollen "produktive Baumarten" "gefördert" werden.
"Vermehrte Bestandespflege, Verkürzung der Produktions- und
Gefährdungszeiträume" lautet die Strategie. Die Abkehr von naturnaher
Waldwirtschaft, die im gesamten Eckpunktepapier transportiert wird,
ist eine Absage an Klimaschutz und Artenschutz.
"Die Formulierungen der bisherigen Eckpunkte zur Waldstrategie 2050 spiegeln allein die Interessen der Forstwirtschafts-Lobby wider. Damit unsere Wälder starke Verbündete im Kampf gegen Klimakrise und Artensterben sein können, müssen Profitinteressen zurückstehen hinter europäischem und globalem Waldnaturschutz!", fordert Ballenthien.
ROBIN WOOD fordert eine umfassende ökologische Pfadumkehr in der Waldstrategie 2050, die unter Einbeziehung eines unabhängigen Gremiums aus waldökologischen Fachleuten zu erarbeiten ist.
Interessante Links:
ROBIN WOOD-Petition "Europas letzte Urwälder retten":
https://www.robinwood.de/urwald
Deutschland übernimmt ab Juli 2020 für sechs Monate die
EU-Ratspräsidentschaft. ROBIN WOOD hat eine Petition für den Schutz
der europäischen Urwälder gestartet, um zu erreichen, dass
Deutschland EU-weit den Waldnaturschutz stärkt.
EU Biodiversity Strategy for 2030. Bringing nature back into our
lives:
ec.europa.eu/info/sites/info/files/communication-annex-eu-biodiversity-strategy-2030_en.pdf
Stellungnahme "Eckpunkte der Waldstrategie 2050" des
Wissenschaftlichen Beirates Waldpolitik beim Bundesministerium für
Ernährung und Landwirtschaft vom Februar 2020, online veröffentlicht
am 24.04.2020:
https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ministerium/Beiraete/waldpolitik/stellungnahme-waldstrategie-2050.html
Welle, T., Sturm, K. & Bohr, Y. (2018): Alternativer
Waldzustandsbericht - Eine Waldökosystemtypen-basierte Analyse des
Waldzustandes in Deutschland anhand naturschutzfachlicher
Kriterien, Hrsg. Naturwald Akademie Lübeck.
https://naturwald-akademie.org/wp-content/uploads/2018/04/Alternativer-Waldzustandsbericht_Stand_25042018_1.pdf
*
Quelle:
Pressemitteilung, 26.05.2020
Herausgeber:
Robin Wood, Pressestelle
Bremer Straße 3, 21073 Hamburg (Harburg)
Tel.: 040/380 892-0, Fax: 040/380 892-14
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Internet: http://www.robinwood.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Mai 2020
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