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GENTECHNIK/273: Monsanto - Ernteeinbruch in Südafrika (SB)


Teils drastische Ernteausfälle bei drei gentechnisch veränderten Maissorten


Der Chemiekonzern Monsanto ist sichtlich um Schadensbegrenzung bemüht, nachdem sich die von ihm vertriebene Saat in Südafrika als eine Art Popcorn erwiesen hat: Großes Volumen, aber nichts dahinter. Das heißt, die Kolben des gentechnisch veränderten Monsanto-Maises sahen von außen normal aus, aber sie waren quasi leer. (Ein Befall mit einer Pflanzenkrankheit war nicht erkennbar.) Bevor diese Fehlleistung in den Medien breitgetreten wurde, hat der Konzern den betroffenen Landwirten eine Entschädigung angeboten. Dieser Schritt könnte als Ausdruck der Kulanz des Unternehmens gedeutet werden, wenn nicht zahlreiche Bauern in anderen Weltregionen Gegenteiliges berichteten.

Demnach fiel die Ernte des gentechnisch veränderten Monsanto-Maises auf 82.000 Hektar vor allem in den drei südafrikanischen Provinzen North West, Free State und Mpumalanga nahezu komplett aus. [1] Wobei der Konzern selbst auf seiner Website unter Berufung auf seinen örtlichen Leiter Kobus Lindeque von "knapp 75.000 Hektar" spricht, auf denen die Ernte teils geringer ausfiel. [2]

Rund 280 von 1000 südafrikanischen Landwirten, die den Gentech-Mais angebaut hatten, berichteten von extremen Verlusten. Das in St. Louis, Kansas, ansässige Unternehmen führt die Ursache des Versagens auf "underfertilisation processes in the laboratory", also auf eine ungenügende Befruchtung im Labor zurück. Alles in allem seien weniger als 25 Prozent der Ernte von drei verschiedenen Maissorten "ungenügend befruchtet" worden. Auch wenn es Unterschiede in der Pollenproduktion gebe, läge die Befruchtungsrate auf dem Feld bei rund 90 Prozent.

Der Monsanto-Einschätzung widerspricht Marian Mayet, Direktorin des Africa-centre for biosecurity in Johannesburg. Ihr liegen Informationen vor, denen zufolge bis zu 80 Prozent der Ernte ausgefallen sind. Außerdem findet sie es merkwürdig, daß eine Versagen der labortechnischen Befruchtung drei verschiedene Sorten zugleich betrifft, und glaubt vielmehr, daß die Gentechnik an sich versagt hat. Deshalb fordert sie ein sofortiges Moratorium gegen gentechnisch veränderte Pflanzen in Südafrika.

Die Chance, daß ihre Forderung Gehör findet, tendiert gegen Null. Südafrika ist auf dem Kontinent Vorreiter in der Grünen Gentechnik, auf rund 1,8 Millionen Hektar werden die umstrittenen Hybrid-Pflanzen angebaut. Seit zehn Jahren wird dort gentechnisch veränderte Saat ausgebracht, inzwischen bedecke die Pflanzen rund 1,8 Million Hektar. Davon sind 1,6 Million Hektar Mais, was 57 Prozent der gesamten Mais-Anbaufläche Südafrikas ausmacht. Damit liegt das Land im weltweiten Vergleich an achter Stelle. Nur wenige Lebensmittel können als gentechnikfrei bezeichnet werden. [3] Eine Kennzeichnungspflicht besteht nur dann, wenn die Pflanzen "substanziell anders" als konventionelle Pflanzen sind oder wenn ihnen Gene von Menschen oder Tieren beigefügt sind. [4]

Durch den Ernteausfall in Südafrika wurde eine neue Gefahrenquelle für Gentechsaat deutlich. Nicht Pilze und nicht Viren, nicht Dürre oder Überschwemmungen haben zu einem teils massiven Ernteausfall geführt, sondern die labortechnische Zurichtung der Gentechsaat. Das zeigt, daß entweder in dem Konzern unsauber gearbeitet wird oder daß der Befruchtungsprozeß nicht genügend verstanden ist. Da Monsanto für rund 90 Prozent der weltweit ausgebrachten gentechnisch veränderten Saaten Lizenzen besitzt und quasi eine Monopolstellung auf diesem Gebiet innehat, wächst die Gefahr größerer Ernteausfälle aufgrund labortechnischer Fehler.


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Anmerkungen:

[1] "Monsanto GM-corn harvest fails massively in South Africa", 29. März 2009. Adriana Stujit bezieht sich in ihrem Beitrag auf einen Bericht der in Afrikaans geschriebenen Zeitung "Rapport".
http://www.digitaljournal.com/article/270101

[2] "White Maize in South Africa", Zugriff am 20. April 2009
http://www.monsanto.com/monsanto_today/for_the_record/south_africa_gm_corn.asp

[3] Gentechnik in Südafrika wird womöglich noch bei der Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr thematisiert werden. Gäste aus Europa werden vermutlich zwangsläufig in den zweifelhaften Genuß kommen, gentechnisch veränderte Nahrung essen zu müssen. Allerdings hat die Lebensmittelkette Woolworth bereits im Jahr 2000 gentechnisch veränderte Produkte aus den Regalen genommen.

[4] "Genmais in Südafrika schon lange auf Vormarsch", Ralf E. Krüger, dpa, 15. April 2009
http://www.krankenkassen.de/dpa/149114.html

20. April 2009