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KLIMA/377: El-Niño-Jahr 2009 trifft auf globale Wirtschaftskrise (SB)


Forscher registrieren deutliche Anzeichen für Beginn einer El-Niño-Phase

Weltweite Ernteeinbußen zu befürchten


US-Forscher kündigen die Entstehung einer El-Niño-Klimaumkehr für die Monate Juli, August an. Zur Intensität der klimatischen Veränderungen können noch keine zuverlässigen Voraussagen getroffen werden. Unsicherheit besteht auch darüber, welche Folgen eine Kombination aus El-Niño und der allgemeinen Erderwärmung für die Weltwirtschaft haben wird.

Bei einer El-Niño-Wetterlage kommt es weltweit zu gravierenden klimatischen Veränderungen. Die Forscher des Climate Prediction Center der USA berufen sich bei ihrer Ankündigung auf eine seit fünf Monaten registrierte Zunahme der Temperatur im Oberflächenwasser im äquatorialen Pazifik sowie einen Temperaturanstieg in der darunterliegenden Schicht von bis zu 300 Meter Tiefe.

Die Meeresströmung wird die Wärme in den nächsten Wochen weiter nach Süden entlang der südamerikanischen Küste tragen. Normalerweise steigt hier aus tiefen Meeresschichten eine kalte Strömung auf. Die schwächt sich im typischen El-Niño-Jahr ab.

Selbstverständlich kann es sich hierbei nur um grobe Anhaltspunkte handeln. Hinter der Ursache steckt immer eine andere Ursache. Wenn also von Wissenschaftlern erklärt wird, daß die Erwärmung des östlichen Pazifiks Auslöser des El-Niño-Phänomens ist, dann ist diese Angabe der Bemühung um einfache Verständigung geschuldet. Folgerichtig wäre zu fragen, was die Ursache der Verlagerung und Erwärmung der Meeresströmung ist, damit sich der Ostpazifik erwärmt, und was wiederum dieser Entwicklung vorausging. Solche Kausalketten zu benennen kann getrost der Forschung überlassen bleiben. Entscheidender sind die Auswirkungen auf den Menschen, die in der Vergangenheit mit der weltweiten Klimaumkehr einhergegangen sind und mit denen gerechnet werden muß.

Das folgenschwerste El-Niño-Jahr fand 1997/98 statt. In Trockengebieten kam es zu massiven Niederschlägen und Überschwemmungen - hiervon betroffen waren vor allem Peru und Ecuador -, während in traditionellen landwirtschaftlichen Regionen Dürre Einzug hielt - das galt insbesondere für Australien und Indonesien. Aber auch der Süden Afrikas und der brasilianische Regenwald litten unter Wassermangel, während Kalifornien unter Beweis stellte, daß der alte Song "It never rains in Southern California" (Albert Hammond) in seiner Absolutheit nicht zutrifft.

Die wirtschaftlichen Folgen eines El-Niño-Phänomens sind kaum zu beziffern und hängen von der Schwere der Klimaumkehr ab. Beispielsweise hatte die Dürre 1998 australischen Farmern Mindereinnahmen von 1,4 Milliarden Dollar beschert. Nun herrscht zur Zeit eine weltweite Wirtschaftskrise, was die Ausgangslage erheblich verschlechtert. Manche Regionen Australiens leiden seit Anfang des Jahrzehnts unter Dürre, die Flüsse Murray und Darling führen zur Zeit nur rund zehn Prozent ihrer normalen Wassermenge. Die beiden Flüsse sind jedoch unverzichtbar für die erheblich auf Bewässerung angewiesene australische Landwirtschaft. Sollte sich also El-Niño ähnlich entwickeln wie vor elf, zwölf Jahren, käme es zusätzlich zu einem schweren Ernteeinbruch in Australien.

Auch in anderen Weltregionen wird in einem El-Niño-Jahr nicht mehr die gewohnte Menge an Nahrung produziert, was in diesem Jahr wiederum auf eine ziemlich angespannte Situation in den Entwicklungsländern trifft. Rund eine Milliarde Menschen haben täglich nicht genügend zu essen. Sie werden die ersten sein, die gänzlich aus der Versorgung herausfallen. Sollte El-Niño im Juli, August beginnen, wird sich das Phänomen erfahrungsgemäß über Weihnachten hinaus bis weit ins nächste Jahr hinein erstrecken.

5. Juni 2009