Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → REPORT

INTERVIEW/101: Treffen der Wege - Aufklärung ohne Profit ... Dr. Willem A. Stoop im Gespräch (SB)


Die Farbe der Forschung II

Das Innovationspotenzial von Beziehungen

Symposium am 7./8. März 2014 in Berlin

Dr. Willem A. Stoop über das System der Reis-Intensivierung und die Frage, warum es von Saatgutunternehmen nicht stärker erforscht wird.



Von Beginn der Neolithischen Revolution an, als unsere frühen Vorfahren sich entschlossen, nicht mehr von der Hand in den Mund zu leben, sich vom bloßen Sammeln der Gräser abwandten und auf deren Anbau verlegten, bis zur heutigen satellitengestützten Agrar-Hightech dürften manche nützlichen Erkenntnisse zur landwirtschaftlichen Produktion durch das Sieb des Vergessens gefallen sein. Was als Wissen übrig blieb, so scheint es, diente vor allem dem Interesse seiner kommerziellen Verwertung.

Die jahrtausendealte Praxis, daß die Bauern einen Teil ihrer Ernte für die nächste Anbausaison aufbewahren und somit ihr eigenes Saatgut züchten konnten, wurde im vergangenen Jahrhundert zunächst mit der Hybridisierung, dann mit der molekularbiologischen Manipulation, der sogenannten Grünen Gentechnik, erodiert. Ein umfangreiches Patent- und Lizenzsystem sichert den Saatgutproduzenten Einnahmen, die von ihrem Standpunkt her unverzichtbar sind, damit sie ihre Forschungen zur weiteren Ertragssteigerung finanzieren können.

Auf diese Weise sind zu Beginn des 21. Jahrhunderts zwar riesige, transnationale Agrokonzerne entstanden, die über Forschungsbudgets in mehrstelliger Millionenhöhe verfügen und theoretisch die Menschen vom Joch des Nahrungsmangels endlich hätten befreien können, aber "irgendwie" erfüllt dieses System der Ökonomisierung alles Teil- und Zählbaren nicht die daran gebundenen Verheißungen. Noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte haben so viele Menschen gehungert wie seit dem Millenniumswechsel. Das Versprechen auf ein Ende des Hungers, wie es noch am Anfang der Grünen Revolution vor einigen Jahrzehnten propagiert wurde, blieb unerfüllt, und selbst das demgegenüber deutlich bescheidenere Ziel, bis zum Jahr 2015 die Zahl der Hungernden zu halbieren, wird verfehlt.

Einer, der als Wissenschaftler Teil des Systems war, aber dann vom "rechten" Weg abgekommen ist, ein Quertreiber sozusagen oder, mit seinen eigenen Worte, ein "aus dem Käfig entflohener Agronom" ist Dr. Willem A. Stoop. Der Absolvent der Universität von Wageningen (1969) promovierte als Agronom und Bodenwissenschaftler an der Universität von Hawaii und war anschließend für verschiedene internationale Agrarforschungszentren tätig. Seit 1998 befaßt er sich ausgiebig mit dem System der Reis-Intensivierung, dem SRI (System of Rice Intensification), das seinen Ursprung in Madagaskar hat und das er inzwischen gemeinsam mit indischen Wissenschaftlern genauer erforscht.

Das SRI geht auf den französischen Jesuitenpriester Henri de Laulanie (22.02.1920 - 23.06.1995) zurück, der auf Madagaskar in einer Zeit der Dürre und unter anderen erschwerten Bedingungen - beispielsweise hatte die Regierung die Subventionierung von Dünger eingestellt - das meiste aus seinen Reispflanzen herausholen wollte. Schließlich gelang es ihm, die Erträge um ein Mehrfaches gegenüber vergleichbaren Reisfeldern zu steigern, indem er schon sehr junge Setzlinge verwendete (so daß ihnen viel Zeit zum Gedeihen blieb), sie einzeln und in größeren Abständen pflanzte (was den Konkurrenzdruck verringerte und zu einer kräftigeren Wurzelausbildung führte), die Felder nicht permanent unter Wasser setzte und nur mit organischem Kompost düngte.

Möglicherweise wurden bei dieser Form des Reisanbaus einige jener Körner, die durchs Sieb gefallen und dem Blick entschwunden waren, wieder aufgegriffen. Jedenfalls gehört Dr. Stoop zu denen, die bis heute ihr Interesse an neuen, wirksamen Methoden des landwirtschaftlichen Anbaus bewahrt haben. Auf dem Symposium "Die Farbe der Forschung II. Das Innovationspotenzial von Beziehungen" gestand der niederländische Wissenschaftler in seinem Vortrag "SRI, das System der Reisintensivierung - Beobachtung macht den Unterschied", daß es "eine Schande" sei, aber die Forscher seien manchmal so sehr indoktriniert gewesen, wie bestimmte Dinge angeblich gemacht werden müssen, daß sie an bestimmten Stellen nicht einmal merkten, wenn sie fundamentale Fehler begingen. Im Anschluß an seinen Vortrag beantwortete der Referent dem Schattenblick noch einige Fragen.

Beim Interview - Foto: © 2014 by Schattenblick

Dr. Willem A. Stoop
Foto: © 2014 by Schattenblick

Schattenblick (SB): Warum hat sich das von Ihnen vorgestellte System der Reis-Intensivierung bislang nicht stärker durchgesetzt?

Willem A. Stoop (WS): Weil es kommerziell nicht interessant ist.

SB: Warum das denn nicht, es werden doch Kosten eingespart?

WS: Aber der weltweite Handel mit der sogenannten "verbesserten Saat" beträgt ungefähr 30 Milliarden Dollar jährlich. Daran sind Monsanto, Syngenta und die ganze Gruppe von Agrokonzernen beteiligt. Abgesehen davon verfolgen auch kleinere Firmen im südlichen Afrika ähnliche Interessen. Diese Unternehmen finanzieren im zunehmenden Maße Forschungen, die eigentlich neutral sein sollten. Beispielsweise ist die Universität von Wageningen stolz auf ihre vielen Kooperationen mit dem Privatsektor. Aber eben dadurch ist die Neutralität, die Objektivität der Forschung in Frage gestellt. Wenn Unilever, Monsanto oder wer auch immer Forschungen finanziert, ist er nicht an dem interessiert, über was ich heute berichtet habe, und diese Art der Arbeit wird nicht veröffentlicht. Die Universität Wageningen hegt mir gegenüber sehr gemischte Gefühle, weil ich im Grunde genommen ein Abweichler bin.

SB: Welchen der Faktoren der Reisintensivierung, über die Sie heute gesprochen haben, halten Sie für den wichtigsten?

WS: Von der technischen Seite her würde ich sagen, ist es die Menge an Saat, die eingesetzt wird, um die Pflanze anzubauen. Die früheren Empfehlungen in den Niederlanden für Weizen bewegten sich im Rahmen von 180 kg pro Hektar. Mit Reis verhält es sich ähnlich, nur daß er nicht gesät, sondern zunächst aufgezogen werden muß. Wir haben beim SRI und SWI [1] herausgefunden, daß man grundsätzlich höhere Erträge erhält, wenn man nur ein Zehntel der Saatmenge verwendet.

SB: Wie erklärt sich dieses erstaunliche Ergebnis?

WS: Bei einem sehr dichten Bestand konkurrieren alle Pflanzen miteinander, und am Ende erhält man eine Gemeinschaft aus verkümmerten Pflanzen, deren Wurzeln sich nicht entwickelt haben, da ja ständig um das Licht konkurriert wurde. Weil sich das Wurzelwerk nicht entwickelt, muß man, damit die Pflanze wächst und wunderbar grün wird, zusätzlich mit Stickstoff düngen. Dieser wiederum bewirkt, daß relativ abwehrschwache Pflanzen entstehen, die anfällig für alle möglichen Attacken von Pilzen sind.

Deshalb sieht man auf all den großen Feldern in Europa Fahrspuren von landwirtschaftlichen Geräten: Es müssen andauernd Gifte versprüht werden, um den Befall mit Blattpilzen einzudämmen. Denn wenn der Blattpilz ein Blatt angreift, verkümmert es, der Wachstumsprozeß wird gebremst, das Korn entwickelt sich nicht und geht verloren.

Zwischen Forschern und Landwirten sollte es zu einem Dialog kommen. Die verbreitete Vorstellung in der Wissenschaft, daß der Landwirt Entscheidungen auf der Basis der Forschungsagenda trifft, ist Unsinn, weil sich sein Input sehr von meinem Input als Wissenschaftler unterscheidet. Aber im Rahmen eines Dialogs kann man Klarheit herstellen. Natürlich gilt das nicht für jeden Landwirt, die meisten von ihnen folgen einfach nur dem vorgegebenen Pfad, aber in jeder Gesellschaft, ob in Indien, Westafrika oder den Niederlanden, habe ich experimentierfreudige Landwirte getroffen. Diese "Forscher-Farmer" verhelfen dem Wissenschaftler zu einem ganzen Bündel von Einblicken in die Praxis. Mit ihnen zu sprechen, ist extrem interessant und es ist mein Job. Denn Sie und ich, wir sind keine Bauern.

Obschon ich dazu sagen muß, daß ich auf einem Familienbauernhof aufgewachsen bin und dort eine entsprechend umfassende Ausbildung genossen habe. Schon im Alter von acht Jahren wollte ich Landwirt werden, aber mein Onkel sagte: "Nun ja, aber zuerst gehst du zur Universität." Und dann haben sich die Dinge natürlich ganz anders entwickelt. (lacht)

Ich habe festgestellt, daß das internationale Netzwerk des Agrarsektors im wesentlichen amerikanisch geprägt ist. Es funktioniert exakt genauso wie beispielsweise der Finanzsektor. Unternehmen wie Goldman Sachs rekrutieren junge, begeisterte Leute, und die geraten dann in die Knochenmühle. Nach zehn Jahren werden sie "Mr. Draghi" [2] aus Europa oder Mr. Bernanke [3] von der FRB oder Finanzminister in den USA, und sie behalten ihre Wurzeln. Auf diese Weise schaffen sie ein Old-Boys-Network. Ich gehörte auch zu so einem Netzwerk oder, nein, eigentlich kam mir das von Anfang an verdächtig vor.

SB: Wo setzen Sie den "Anfang" an?

WS: In meiner Zeit als Post-Doktorand, in der ich beim CIMMYT [4] in Mexiko gearbeitet habe. Sie müssen sich vorstellen, ich hatte gerade meinen Doktor in Bodenchemie gemacht und wollte etwas mit diesem Boden-Wissen anfangen, es sollte etwas auf dem Boden wachsen. Natürlich fühlte ich mich sehr geehrt, daß ich an diesem weltberühmten Institut als "Postdoc" mit einem Monatsgehalt von einigen tausend Dollar arbeiten durfte. Das war einer der aufregendsten Abschnitte meines ganzen Lebens.

Nach einigen Monaten kam der Direktor des Maisprogramms zu mir und sagte: "Hör mal, Willem, es ist ja schön, daß du ein Agronom bist, aber du mußt wirklich verstehen, alle Agronomie ist standortspezifisch. Wenn du nach Tansania gehst oder nach Kenia oder nach Holland, überall triffst du auf spezifische Standorte. Wir als internationales Forschungsinstitut können da gar nichts machen - aber was wir machen können, ist, daß wir verbessertes Keimplasma an die nationalen Programme liefern, damit sie die Gene in ihre Züchtungsprogramme integrieren und daraus verbesserte Varianten erzeugen können."

Doch auch das gehört letztlich zum Old-Boys-Network. Es gibt viele Millionen Getreidebauern weltweit, die in den Markt gedrängt werden sollen, indem sie Saatgut kaufen, anstatt es selber zu züchten und für sich aufzubewahren. Würden diese Bauern das Saatgut vervielfältigen, indem sie es mit ihren Nachbarn tauschen, gäbe es keinen Markt!

Man will sie also in den Markt drängen und setzt dabei schmutzige Tricks ein wie beispielsweise die Hybridzüchtungen [5] und heute die GMOs [6]. Die GMOs sind eine wirklich üble Geschichte, wirklich übel. Denn es fehlt jegliche Kontrolle. Die Sorten sind patentiert und damit gesetzlich geschützt. Selbst die Möglichkeit zu überprüfen, ob GMOs tatsächlich anderen Sorten überlegen sind, ist nicht möglich. Es handelt sich um einen kommerziellen Trick. Da wird dann beispielsweise die Saat in einen farblich hübschen Beutel gesteckt und behauptet: "Neue Saat für Baumwolle!" Und "verbesserte Saat"! Eine hübsche Farbe hat der Beutel, darauf ist dann ein lächelnder Landwirt abgebildet und man liest: Das ist ein wirklich kluger Bauer, weil er das neue Saatgut gekauft hat. Und umgekehrt wird derjenige Bauer als dumm bezeichnet, der das neue Saatgut nicht kaufen will, weil er angeblich nicht seine Vorzüge begriffen hat.

Infotafel gegen Grüne Gentechnik, halb verdeckt dahinter der Marktstand der Grünen Liga - Foto: © 2014 by Schattenblick

Wochenmarkt der Grünen Liga - gegen Gentech-Saat
Foto: © 2014 by Schattenblick

SB: Ist nicht inzwischen in den USA eine Gegenbewegung zu gentechnisch veränderten Saaten entstanden, weil viele Unkräuter Resistenzen gegen die bei der Grünen Gentechnik verwendeten Herbizide entwickelt haben und, wenn ich es recht entsinne, vielerorts "Super-Weeds" genannte Unkräuter entstanden sind?

WS: Ja, die werden dort Super-Weeds genannt, aber ich glaube nicht, daß die Bewegung sehr groß ist. Wenn man nach guten Beispielen für eine Gegenbewegung sucht, sollte man sich den indischen Bauern zuwenden, die Bt-Baumwolle angebaut haben. Es gibt zu dem Thema einen hervorragenden Film, "Bitter Seeds" [7]. Die Bilder zeigen eindrücklich das Dilemma, wie die Kleinbauern in die Verschuldung getrieben werden und sie dann ihr Land verpfänden.

Natürlich wurde die Landwirtschaft schon immer von Katastrophen heimgesucht, zum Beispiel wenn es nicht geregnet hat oder wenn sich Insektenschädlinge ausgebreitet haben und die Bauern dann ihre Schulden nicht begleichen können. Daraufhin kassieren die Händler das Land, und die Betroffenen begehen Selbstmord.

SB: Forscher unter anderem aus Deutschland behaupten, daß die Selbstmordrate unter indischen Bauern nichts mit der gentechnisch veränderten Baumwolle zu tun hat. [8] Die Bauern hätten schon immer ...

WS: ... in Schwierigkeiten gesteckt. Ja, ich kenne das, und nein, wir haben es mit einem wirklich verrückten System zu tun. Es ist abstoßend. Ich habe in Indien mit einem Professor der Sozialwissenschaften zusammengearbeitet, der zu den Selbstmorden unter den Bauern geforscht hat.

SB: Im Anschluß an Ihren Vortrag sprach der Biobauer Joseph Braun. Er hat anscheinend einen anderen Ansatz hinsichtlich des Einsatzes von Saatgut als Sie, denn er berichtete, man müsse auf dem Feld sehr viel Saatgut ausbringen. Steht das nicht im Widerspruch zu dem, was Sie über die Prinzipien der Intensivierung gesagt haben?

WS: Vor allem muß man sich vor allgemeinen Regeln hüten. Sehen Sie, es hängt beispielsweise sehr davon ab, welcher Reis aufgezogen wird, ob in Hochlagen oder im Tal, ob er künstlich oder natürlich bewässert ist, und so weiter. [9] Allgemeingültige Regeln verlangen immer nach örtlichen Anpassungen, deswegen ist ja auch die Verständigung mit dem Bauern so wichtig. Dieser kann auf die Erfordernisse aufmerksam machen, was der Agronom wiederum von seinem Wissen her ausdeuten und sagen kann, an welcher Stelle eine Anpassung des Anbausystems vorgenommen werden könnte. Ob Indien, Burkina Faso oder Niederlande, die agronomischen Prinzipien sind die gleichen, aber die Art, wie sie implementiert werden, weicht sehr voneinander ab.

Außerdem muß die Vermarktung beachtet werden. Ich kenne einen Bauern in den Niederlanden, der Kürbisse anbaut und sagt, daß man sehr viel mehr Kürbisse erhält, wenn man sie wie beim System der Reis-Intensivierung weiter auseinander pflanzt. Doch das macht er nicht, denn der Supermarkt will Kürbisse, die nur ein Kilogramm wiegen. Wenn der Bauer die Kürbispflanzen weiter auseinander pflanzen würde und dickere Kürbisse erhielte, könnte er sie nicht mehr verkaufen.

Wissen Sie, man muß sich sehr davor hüten, irgendwas als Wundermittel anzupreisen. Eine seit Jahren treibende Kraft auf dem Gebiet der Reis-Intensivierung, die das auch über das Internet verbreitet hat, ist der US-amerikanische Professor Norman Uphoff von der Cornell University. [10] Er hat die Reis-Intensivierung zuerst in Madagaskar gesehen und war total verblüfft - so wie ich, als ich es das erste Mal erlebt habe. Uphoff hat damit experimentiert und es überprüft, aber der Mann ist ein politischer Wissenschaftler. Als wir anfingen zusammenzuarbeiten, bat er mich: "Willem, du bist Bodenkundler und verstehst viele der Abläufe im Boden besser als ich. Kannst du das nicht publizieren?" Das wurde das mit Abstand erfolgreichste Papier in meiner Karriere! Es wurde lange Zeit ganz oft zitiert. Zusammen mit Uphoff als Zweit-Autor und meinem Nachfolger im Reisanbau Afrikas als Dritt-Autor. [11]

Doch dann geriet ich in eine Dauerauseinandersetzung mit Uphoff darüber, was man in einer wissenschaftlichen Abhandlung sagen kann und was nicht. Er als politischer Wissenschaftler verwendete immer politische Formulierungen oder Stellungnahmen wie: "Weniger wird mehr." Darüber habe ich mit ihm gesprochen. Aber wenn man "weniger wird mehr" [12] in einer Abhandlung für ein Wissenschaftsjournal schreibt, ist das Bullshit. Er wollte sagen, daß er ein Reis-System kennt, mit dem zwanzig Tonnen Reis pro Hektar erbracht werden. Aber ich sagte zu ihm: "Nein, nein, schreib' lieber zwischen zehn und fünfzehn Tonnen, das ist schon schockierend genug." Ich mußte wirklich darauf bestehen und dafür kämpfen, daß einiges von dem zurückgenommen wurde.

SB: 20 Tonnen Reis pro Hektar - das ist wirklich nicht zu glauben!

WS: Nun ja, den Weltrekord halten Bauern in Bihar mit 22 Tonnen Reis pro Hektar.

SB: Herr Stoop, vielen Dank für das Gespräch.

Blick von oben auf Landschaft mit Terrassenfeldbau - Foto: Dohduhdah, freigegeben als gemeinfrei via Wikimedia Commons

Reisanbau in Indonesien. Die überfluteten Felder lassen vermuten, daß hier kein SRI eingesetzt wird.
Foto: Dohduhdah, freigegeben als gemeinfrei via Wikimedia Commons


Fußnoten:

[1] SWI - System of Wheat Intensification, z. Dt.: System der Weizen-Intensivierung.

[2] Mario Draghi - italienischer Bankmanager und Wirtschaftswissenschaftler, seit dem 1.11.2011 Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB).

[3] Ben Bernanke - US-amerikanischer Ökonom, von 2006 bis Anfang 2014 Präsident des Federal Reserve Board (Notenbankchef) der USA.

[4] CIMMYT - span. für Centro Internacional de Mejoramiento de Maíz y Trigo, z. Dt: Internationales Mais- und Weizen-Verbesserungszentrum.

[5] Bei der Pflanzenzüchtung werden Hybride aus dem Zusammenbringen reinerbiger Inzuchtlinien als Elterngeneration erzeugt, was in der nächsten Generation den Vorteil einer damit einhergehenden Ertragssteigerung hat. Doch die Hybride lassen sich nicht ohne erhebliche Verluste nachzüchten, so daß die Landwirte jedes Jahr neues Saatgut kaufen müssen.

[6] GMO - genetically modified organism, z. Dt.: Genetisch veränderter Organismus.

[7] Bitter Seeds ist ein 2011 herausgebrachter Dokumentarfilm des amerikanischen Regisseurs Micha Peled. Darin wird dargestellt, wie indische Kleinbauern, die Bt-Baumwolle des US-Agrokonzerns Monsanto erworben haben, sich wegen ausbleibender Ernteerfolge verschuldet, ihr weniges Land verloren und vermehrt Selbstmord begangen haben.

[8] Zu den Ursachen der Selbstmorde unter indischen Kleinbauern bestehen konträre Einschätzungen. Einer der Kritiker der "Suizid-These" ist Prof. Matin Qaim von der Universität Göttingen.

[9] Willem A. Stoop hat dies ausführlicher in dem Aufsatz "The System of Rice Intensification (SRI) from Madagascar: Myth or Missed Opportunity? Report on a study visit to the 'Hauts Plateaux' region of Madagascar (3 - 15 March 2003)" erläutert. Darin entwirft er ein sehr differenziertes Bild von der Methode der Reis-Intensivierung (SRI), spricht sich für weitere Forschungen auf diesem Gebiet aus und wendet sich dagegen, daß SRI, nur weil sich die Erfolge aus Madagaskar nicht unbedingt überall auf gleiche Weise wiederholen lassen, von einem "Mythos" zu sprechen. Aus der Sicht der Forschung sollte SRI statt dessen als eine "verpaßte Gelegenheit" betrachtet werden.
http://sri.ciifad.cornell.edu/countries/mali/stpmadrep03.pdf

[10] Siehe auch: http://sri.ciifad.cornell.edu/

[11] Stoop spricht hier offensichtlich über den Aufsatz:
Willem A. Stoop, Norman Uphoff, Amir Kassam: "A review of agricultural research issues raised by the system of rice intensification (SRI) from Madagascar: opportunities for improving farming systems for resource-poor farmers", in: Agricultural Systems 71 (2002), 249-274
file:///home/linux24/temp/9c960525c7040c154f.pdf

[12] Die Weltbank hat eine eigene Website zum SRI erstellt, die einen ähnlichen Namen hat wie Uphoffs Satz:
"Achieving More with Less: A new way of rice cultivation" (z. Dt.: Mehr mit weniger erreichen: Eine neue Art der Reiskultivierung)
http://info.worldbank.org/etools/docs/library/245848/index.html


Weitere Berichte und Interviews zum Berliner Symposium "Die Farbe der Forschung II" vom 7. und 8. März 2014 finden Sie unter dem kategorischen Titel "Treffen der Wege":
http://www.schattenblick.de/infopool/umwelt/ip_umwelt_report_bericht.shtml
und
http:/www.schattenblick.de/infopool/umwelt/ip_umwelt_report_interview.shtml

BERICHT/067: Treffen der Wege - Ökosynaptische Knoten (SB)
http://www.schattenblick.de/infopool/umwelt/report/umrb0067.html

BERICHT/068: Treffen der Wege - Urknallverständigung (SB)
Gedanken zum Vortrag von Saira Mian "Am Schnittpunkt von Kommunikationstheorie, Kryptographie und Agrarökologie"
http://www.schattenblick.de/infopool/umwelt/report/umrb0068.html

BERICHT/070: Treffen der Wege - Von Auflösungen auf Lösungen (SB)
Über den Vortrag von Ina Praetorius "Beziehungen leben und denken. Eine philosophische Spurensuche"
http://www.schattenblick.de/infopool/umwelt/report/umrb0070.html

INTERVIEW/077: Treffen der Wege - Reform alter Werte, Ina Praetorius im Gespräch (SB)
Ina Praetorius über Beziehungen, den Wandel wörtlicher Werte und das Postpatriarchiale Durcheinander
http://www.schattenblick.de/infopool/umwelt/report/umri0077.html

INTERVIEW/078: Treffen der Wege - Das Flüstern im Walde, Florianne Koechlin im Gespräch (SB)
Florianne Koechlin über das Bewußtsein und die Würde von Pflanzen sowie über Grenzen, die der Mensch verletzt
http://www.schattenblick.de/infopool/umwelt/report/umri0078.html

INTERVIEW/088: Treffen der Wege - Ökoideologische Träume..., Biobauer Sepp Braun im Gespräch (SB)
Josef Braun über die Vernetzung von Wald, Wiese und Acker
http://www.schattenblick.de/infopool/umwelt/report/umri0088.html

INTERVIEW/089: Treffen der Wege - Kahlfraß und Kulturen, Prof. Dr. K. Jürgen Friedel im Gespräch (SB)
Professor Dr. K. Jürgen Friedel über Pflanzennährstoffmobilisierung, Nährstoffwirkung, Nährstoffmangel, Forschungsmethoden und Rudolf Steiner
http://schattenblick.com/infopool/umwelt/report/umri0089.html

INTERVIEW/094: Treffen der Wege - Grüne Netze aus der Hand ... Dr. Christa Müller im Gespräch (SB)
Dr. Christa Müller über die Auflösung der Grenze zwischen Kultur und Natur am Beispiel der Stadtentwicklung
http://schattenblick.com/infopool/umwelt/report/umri0094.html

INTERVIEW/095: Treffen der Wege - Pilze, Pflanzen, Landwirtschaft ... Prof. Andres Wiemken im Gespräch (SB)
Professor emeritus Andres Wiemken über das WWW, das Wood Wide Web, in dem Pilze und Pflanzen in Symbiose leben
http://schattenblick.com/infopool/umwelt/report/umri0095.html

INTERVIEW/099: Treffen der Wege - gesät, begrünt, begriffen ... Bastiaan Frich im Gespräch (SB)
Bastiaan Frich über Networking und das Anlegen von urbanen Gärten als Begegnungs- und Erlebnisraum in Basel
http://schattenblick.com/infopool/umwelt/report/umri0099.html

INTERVIEW/100: Treffen der Wege - von unten nach oben ... Christoph Fischer im Gespräch (SB)
Christoph Fischer über die Intelligenz hilfreicher Mikroorganismen und andere vernachlässigte Ressourcen des Lebens
http://schattenblick.com/infopool/umwelt/report/umri0100.html

28. April 2014