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MASSNAHMEN/175: Zehn Jahre nach Elbehochwasser - Schutzmaßnahmen reichen nicht aus (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 6. August 2012 - Umwelt/Flüsse

NABU: Zehn Jahre nach Elbehochwasser - Schutzmaßnahmen reichen nicht aus

Tschimpke: Flüsse in Deutschland brauchen wieder mehr natürlichen Raum



Berlin - Zehn Jahre nach der großen Elbeflut hat der NABU die Maßnahmen im Hochwasserschutz als nicht ausreichend kritisiert und weitere Anstrengungen im naturverträglichen Hochwasserschutz gefordert. "Die Hochwasser der vergangenen Jahre mit ihren Überschwemmungen, Todesopfern und Schäden in Milliardenhöhe haben gezeigt, dass rein technische Maßnahmen wie der Bau von Mauern und höhere Deiche nicht genügen", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke anlässlich des Jahrestags der Elbeflut. Starke Regenfälle in den Alpen und im Erzgebirge hatten im Sommer 2002 verheerende Überschwemmungen ausgelöst, die anschließend große Teile Dresdens und viele Ortschaften im Ober- und Mittellauf der Elbe und ihrer Zuflüsse unter Wasser setzten. "Die Flüsse in Deutschland brauchen wieder mehr Raum. Davon profitieren Natur und Flussanlieger gleichermaßen", so Tschimpke. Zwar habe es in den vergangenen Jahren einige vielversprechende Ansätze gegeben, viele Ankündigungen blieben jedoch Lippenbekenntnisse, es mangele am Willen zur Umsetzung.

Insbesondere bei der Schaffung natürlicher Überflutungsflächen sieht der NABU weiteren Handlungsbedarf. Während der Bau von Hochwasserschutzmauern und die Erhöhung von Deichen zügig voranschreitet, sind die Flüsse vielerorts weiterhin von ihren natürlichen Entwicklungsräumen, den Auen, abgeschnitten. "Nur noch ein Drittel dieser ursprünglichen Überflutungsflächen steht noch zur Verfügung, lediglich zehn Prozent davon sind noch in einem naturnahen Zustand. In dieser Einengung der heimischen Flüsse liegt jedoch die Hauptursache der Überschwemmungen begründet", so der NABU-Präsident.

Die Regierungskoalition in Berlin hat sich im Koalitionsvertrag zum Ziel gesetzt, natürliche Auen zu reaktivieren und Flusstäler - wo immer möglich - zu renaturieren. "Die aktuell laufende Reform der Bundeswasserstraßenverwaltung bietet für die Bundesregierung eine einmalige Gelegenheit, neue Strukturen für die Renaturierung unserer Flüsse zu schaffen", so NABU-Naturschutzexperte Till Hopf. Auch die Landesregierungen seien in der Pflicht: "Angesichts der enormen Schadenssummen durch Hochwasserereignisse und der hohen Unterhaltskosten für technische Schutzbauwerke sind naturverträgliche Maßnahmen das Gebot der Stunde. Damit leisten die Länder auch einen Beitrag zur Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die bis zum Jahr 2015 einen guten ökologischen Zustand der Gewässer einfordert."

Vor einer Fehlentwicklung im 2002 besonders betroffenen Sachsen warnt der dortige Landesverband des NABU. Die in den Jahren nach 2002 von der Landesregierung entwickelte Hochwasserstrategie sei zwar zu begrüßen. Doch die ursprünglich geplante Mehrfachstrategie wurde nach Ansicht des NABU-Landesvorsitzenden in Sachsen, Bernd Heinitz, nicht mit der nötigen Konsequenz verfolgt, natürliche Rückhaltestrategien seien nicht ausreichend berücksichtigt. Stattdessen werde überwiegend auf technische Lösungen gesetzt: "Bei nicht einmal zehn Prozent aller an Gewässern erster Ordnung durchgeführten Maßnahmen wurde der Überschwemmungsraum vergrößert, obwohl dies vielerorts möglich gewesen wäre". Heinitz fordert die Staatsregierung daher auf, zu einer Strategie zurückzukehren, die auf naturnahe Hochwasserschutzelemente setze. Davon profitierten letztendlich Anwohner und Naturschutz gleichermaßen.

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Quelle:
NABU Pressedienst, 06.08.2012
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. August 2012