Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → WASSER

MESSUNG/059: Nitratkonzentrationen in der Lippe tragen erheblich zur Belastung der Nordsee bei (VSR)


VSR-Gewässerschutz e.V. - 21. Februar 2012

Messfahrt vom VSR-Gewässerschutz belegt:
Sehr hohe Nitratkonzentrationen in der Lippe tragen erheblich zur Belastung der Nordsee bei


Der VSR-Gewässerschutz fordert, dass bei den Genehmigung von Massentierhaltungen und Biogasanlagen im Lippeeinzugsgebiet der Verbleib der Gülle und der Gärreste genau hinterfragt werden muss. "Allein die gängigen Berechnungen der Stickstoffaufbringungen auf die Feldern sind nicht ausreichend, da sie oft nicht der Realität entsprechen. Es muss auch bedacht werden, welche Fahrtstrecken zu den angenommenen Feldern für die Betriebe noch wirtschaftlich sind - ansonsten bleiben es Zahlen auf dem Papier und der Gewässerschutz bleibt auf der Strecke", so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Wegen der übermäßigen Nitrateinträge aus der industriellen Landwirtschaft, setzt sich diese Umweltschutzorganisation für die Ausweitung des ökologischen Landbau ein.

Die Wasserqualität der Lippe wurde im letzten Oktober von den Mitgliedern des VSR-Gewässer-schutz untersucht. Von der Quelle in Bad Lippspringe bis zur Lippemündung in den Rhein bei Wesel führte die Messfahrt der Gewässerschützer. Schon im Quellteich der Lippe mussten die Umweltschützer mit 19,9 Milligramm pro Liter (mg/l) einen erhöhten Nitratwert feststellen. Im weiteren Verlauf des noch jungen Flusses stieg dieser Wert über 26,1 mg/l in Mantinghausen auf 27,2 mg/l in Hamm an. Nun verblieb die Belastung bis Haltern auf diesem hohen Niveau. Hier fanden die Gewässerschützer mit 27,8 mg/l den höchsten Messwert in der Lippe. Bis zur Mündung in den Rhein sank die Belastung durch zufließendes Wasser aus den zahlreichen Nebenbächen auf 24,1 mg/l. Somit lagen die Belastungen zwar etwas geringer als bei den Untersuchungen vom März 2004 bei der Spitzenwerte von 32 mg/l Nitrat im Raum Hamm gemessen worden sind. Vergleicht man die aktuellen Messergebnisse aber mit denen von 2009, so zeigt sich ein anderes Bild. Im September vor zwei Jahren lag die Nitratkonzentration im Raum Hamm "nur" bei 18,4 mg/l.

Der VSR-Gewässerschutz untersucht im Rahmen seines Projektes "Nitratbelastung unserer Gewässer" auch die Nebenflüsse des Rheins. Die Umweltschützer wollen dabei die Ursachen der zu hohen Nitratfracht aus dem Rhein in die Nordsee ermitteln. In ihr liegt bedingt durch den zu hohen Nährstoffeintrag aus den einmündenden Flüssen nur ein mäßiger bis unbefriedigender ökologischer Zustand vor. Nach Maßgabe der europäischen Meeresstrategie - Rahmenrichtlinie soll aber bis spätestens 2020 ein guter Zustand der Meeresgewässer erreicht werden.

Diese bedeutende Zustandsverbesserung der Küstengewässer kann aber nur durch Maßnahmen zur Nährstoffreduzierung in den Flusseinzugsgebieten erreicht werden. Nach den aktuellen Messungen des Vereins muss die Nitratbelastung in der Lippe mindestens um die Hälfte reduziert werden. Werte von über 20 mg/l führen dazu, dass selbst Erfolge in anderen Gebieten mit sehr geringen Nitrateinträgen für die Verbesserung des Zustands der Nordsee zunichte gemacht werden. Nach den Vorgaben der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) dürfte das Lippewasser für einen guten Zustand höchstens 11 mg/l Nitrat aufweisen. Für den Zustand der Nordsee ist dieser Grenzwert wie Untersuchungen der vergangenen Jahre am Rhein zeigen immer noch zu hoch. Der "Rat von Sachverständigen für Umweltfragen der Bundesregierung (SRU)" forderte deshalb bereits im Umweltgutachten 2004 für die in die Nordsee mündenden Flüsse einen Gesamtstickstoffgehalt von höchstens 0,6 bis 1,8 Milligramm pro Liter. Umgerechnet auf Nitrat würde sich hieraus ein maxi-maler Wert von 7,9 mg/l ergeben. Den größten Haupteintragspfad stellt an der Lippe wie auch im sonstigen Rheineinzugsgebiet das nitratbelastete Grundwasser dar. "Solange große Bereich des Grundwassers über 25 mg/l Nitrat enthalten, wird die Lippe als Nebenfluss des Rheins weiterhin eine zu hohe Nitratfracht für die Nordsee beisteuern. Meeresschutz fängt im Binnenland an und nicht erst an der Küste." so Susanne Bareiß-Gülzow.

Geldern, den 22. Februar 2012

Dipl.-Phys. Harald Gülzow
Pressesprecher


Messstellen an der Lippe mg/l Nitrat 
 (Oktober 2011)
Bad Lippspring Quelle
Brücke Mantinghausen-Verlaer
Benninghausen
Lippborg
Hamm
Brücke Werne/Bergkamen
Lünen
Haltern
Dorsten
Schermbeck
Krudenburg
Wesel
19,9
24,4
26,1
24,7
27,2
26,8
27,1
27,8
25,7
24,5
24,1
24,1

*


Quelle:
Pressemitteilung vom 21.02.2012
VSR-Gewässerschutz
Egmondstr. 5, 47608 Geldern
Tel.: 02831/980281, Fax: 02831/976526
E-Mail: VSR-Information@VSR-Gewaesserschutz.de
Internet: www.VSR-Gewaesserschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2012