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SCHADSTOFFE/031: Wie kommen Dioxin und PCB in die Emsaue? (BBU AK Wasser)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 901 vom 24. Oktober 2008 28. Jahrgang

Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Wie kommen Dioxin und PCB in die Emsaue?


Am Unterlauf der Ems bei Jemgum in Niedersachsen wurden im August 2008 auf Weide- und Nutzflächen erhöhte Werte von Dioxinen und Dioxin ähnlichen Polychlorierten Biphenylen (PCB) festgestellt. Diese Stoffe können für den Menschen krebserregend und erbgutverändernd sein. Die gefundenen Dioxinwerte waren zum Teil doppelt so hoch wie der erlaubte Höchstwert von 1,25 Nanogramm. Die belasteten Weiden in der Emsaue wurden vorsichtshalber gesperrt. Untersuchungen von Schafslebern ergaben, dass alle kontaminiert waren und nicht weiter verkauft werden dürfen. Auch der Verkauf von Rinderleber wurde gestoppt, da auch diese verseucht waren. Untersuchte Milch-, Fleisch- und Aalprodukte vom Emsufer bzw. aus der Ems sind nach ersten Untersuchungen jedoch unbedenklich. Die Landwirte müssen künftig alle Schlachtungen anmelden, das Fleisch untersuchen lassen und die Leber entfernen. Die Ursache der Verschmutzung ist bislang noch unklar. Möglich wäre eine Schlickbelastung durch Industrien am Dollart. Durch die Denaturierung, Begradigungen und Vertiefungen der Ems, kommt es häufiger zu Hochwassern, wodurch der Schlick in den Aueflächen abgelagert wird. Ein weiterer Grund könnten die alten Industrieanlagen an der Ems sein oder eine Deponie für Bohrschlämme aus den 80er Jahren. Außerdem befindet sich auf der niederländischen Seite bei Delfzijl ein riesiger "Chemie-Park", der seine Abwässer in die Ems leitet und somit auch als potentieller Verursacher in Frage käme. Für einen Dioxintransport über die Luft sprach das Ergebnis von Sedimentproben aus der Ems: Die Sedimente sollen nur schwach belastet gewesen sein. Das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) hat 24 weitere Proben zwischen Emden und Papenburg genommen, um das Ausmaß der Verseuchung festzustellen. Nachdem in zwei der Proben ebenfalls erhöhte Werte festgestellt worden sind, ließ die Stadt Emden, die in der Nähe der Fundorte ihr Trinkwasser fördert, dieses vorsichtshalber untersuchen - ohne Befund. Die ganze Situation war auch im Sept. 2008 noch etwas unklar, da man noch nicht weiß, wie groß das betroffene Gebiet ist und woher das Dioxin kommt. Deshalb finden weitere Untersuchungen statt, um den Ursachen und Folgen, die die Belastungssituation auch auf die Landwirtschaft und die Bevölkerung haben wird, auf den Grund zu gehen. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Situation an der Ems entwickelt. -cm-


Dioxine auch in der Mulde- und in der Elbeaue

Einen ähnlichen Fall von Dioxinbelastung gab es auch schon an der Elbe in den Kreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg. Hier hatte das Elbhochwasser 2002 für die erhöhte Dioxinbelastung gesorgt. Industrie- und Chemie-Schadstoffe wurden durch das Hochwasser transportiert und in den Aueflächen abgelagert. Ebenso wurden an dem Elbenebenfluss Mulde in Sachsen-Anhalt nach dem Extremhochwasser vom August 2002 erhöhte Dioxin-Werte festgestellt. Das Dioxin dort kommt wahrscheinlich aus den Sedimenten, wo es sich über die Jahre abgelagert hat und welches dann durch das Hochwasser verfrachtet wurde. -cm-


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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2009