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SCHADSTOFFE/091: Trinkwasserqualität durch steigende Belastung mit Benzotriazolen im Rhein bedroht (VSR)


VSR-Gewässerschutz e.V. - 21. Januar 2013

Trinkwasserqualität durch steigende Belastung mit Benzotriazolen im Rhein bedroht



Der VSR-Gewässerschutz fordert von der Industrie Benzotriazole aus dem Abwasser mittels Aktivkohle-Filtration vor der Einleitung in den Rhein und seinen Nebenflüssen zu entfernen. Benzotriazole sind schwer abbaubar und stehen im Verdacht krebserregend zu sein. Derzeit werden diese Stoffe im Abwasser, das in den Rhein eingeleitet wird nur ungenügend zurückgehalten und gefährdet so Millionen an Menschen, die aufbereitetes Flusswasser trinken müssen. "Besonders kritisch ist, dass sich Benzotriazole mit der gängigen Trinkwasserreinigung kaum entfernen lassen. Der gesundheitliche Orientierungswert liegt bei 100 Nanogramm pro Liter (ng/l)" so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz.

Dem Jahresbericht 2011 des Verbandes der Flusswasserwerke in den Niederlande (RIWA) kann man entnehmen, dass 608 ng/l Benzotriazol und von seinen Derivaten 4-Methyl-Benzotriazol 483 ng/l und 5-Methyl-Benzotriazol 164 ng/l im Jahresmittel im Rhein an der Niederländischen Grenze gemessen wurden. Insgesamt fand man somit 2011 im Mittel 1255 ng/l Benzotriazol und seine Derivate. Dies bedeutet eine Steigerung der Belastung im Vergleich zum Vorjahr von 28%.

Benzotriazole werden häufig als Korrosionsschutz für Metalle eingesetzt. Selbst dem Kühlwasser von Kraftwerken wird es zugegeben, das dann ohne eine Abwasserreinigung in den Rhein und seine Nebenflüsse eingeleitet wird. Anderes Abwasser wird industriellen Kläranlagen zugeführt, in denen aber meistens auch nur ein geringer Anteil dieser Stoffe abgebaut werden kann. Aber auch in mancher Abwassereinleitung aus kommunalen Kläranlagen kommt es durch die Industrie zu einer stärkeren Belastung als es durch die in den Geschirrspülreiniger enthaltenen Benzotriazolen zu erklären ist.

Eine Verringerung der Einleitung von Benzotriazolen wurde in der Vergangenheit bereits beim Einsatz von Enteisungsmittel für Flugzeuge gefordert. Auffallend war bei den monatlichen Messwerten im Jahresbericht der RIWA jedoch, dass es sowohl im Sommer als auch im Winter zu stärkeren Belastungen kommt. Dies zeigt, dass alle Einleitungen gleichermaßen betrachtet werden müssen.

Benzotriazole sind als wassergefährdend, fischgiftig und langfristig schädlich für Wasserorganismen eingestuft. Umso kritischer ist es, dass die Chemikalie bereits in der Nordsee nachgewiesen wird. Umweltwissenschaftler des Instituts für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht stellten bereits 2010 fest, dass rund 75 Prozent der Benzotriazole, die in die Nordsee gelangen über den Rhein eingetragen werden. Nicht nur die höhere Wassermenge führt zu diesem Ergebnis sondern auch, dass die Elbe nur die halbe Konzentration an Benzotriazolen im Wasser aufweist.

Für die Ökologie in den Flüssen und in der Nordsee, sowie für die Gesundheitsvorsorge der Menschen am Rhein, die auf Trinkwasser, welches aus dem Rheinwasser gewonnen wird, angewiesen sind, ist die Politik gefordert zu handeln. Es muss für die Industrie dringend ein Grenzwert für die Benzotriazolkonzentration im Abwasser aufgestellt werden. Der VSR-Gewässerschutz fordert einen Grenzwert von 100 ng/l im Wasser, das in die Flüsse eingeleitet wird. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass das Trinkwasser ohne kostenintensivere zusätzlichen Reinigungsmaßnahmen gesundheitlich unbedenklich ist. Jede Trinkwasseraufbereitung bedeutet für den Verbraucher eine Steigerung des Wasserpreises. "Der Verursacher hat die Kosten zu tragen und nicht der Bürger", so Susanne Bareiß-Gülzow.

Geldern, den 22. Januar 2013



weitere Informationen zu Benzotriazolen unter
http://www.vsr-gewaesserschutz.de/10.html

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Quelle:
Pressemitteilung vom 21.01.2013
VSR-Gewässerschutz e. V.
Egmondstr. 5, 47608 Geldern
Tel.: 02831/980281, Fax: 02831/976526
E-Mail: VSR-Information@VSR-Gewässerschutz.de
Internet: www.VSR-Gewässerschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Januar 2013