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SCHADSTOFFE/126: Sulfat bedroht Berliner Trinkwasserversorgung (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1059 vom 20. März 2015 34. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Jetzt offiziell: Sulfat bedroht Berliner Trinkwasserversorgung


UmweltschützerInnen haben schon vor Jahren darauf hingewiesen: Sulfat aus aufgelassenen Braunkohletagebauen wird zunehmend die Trinkwasserversorgung von Berlin gefährden. Die Berliner Wasserbetriebe und die Berliner Politik haben sich gegenüber diesen Warnungen immer indifferent verhalten. Lt. Berliner TAGESSPIEGEL vom 16.02.2013 hatten die Berliner Wasserbetreibe damals noch Entwarnung gegeben: Zwar könne es theoretisch Sulfatprobleme geben. "Damit sei aktuellen Gutachten zufolge aber nicht zu rechnen." Auf der Bilanzpressekonferenz der Berliner Wasserbetriebe (BWB) am 20.03.2015 hat BWB-Vorstandschef JÖRG SIMON erstmals eingestanden, dass da was im Anrollen ist. Im Wasserwerk Friedrichshagen, das Uferfiltrat der Spree nutzt, ist im letzten Jahr der ohnehin schon hohe Sulfatgehalt sprunghaft von 150 auf 180 mg/l angestiegen. Der Grenzwert für Sulfat im Trinkwasser liegt bei 250 Milligramm. Zum Vergleich: In Regionen, die nicht vom Braunkohletagebau tangiert sind, liegt der Sulfatgehalt im Trinkwasser zwischen 10 und 25 mg/l. Der Berliner TAGESSPIEGEL berichtete am 21.03.15 in seiner online-Ausgabe, dass die steigende Sulfatbelastung mittelfristig eine Stilllegung des Wasserwerkes Friedrichshagen erzwingen könnte. Denn mit vernünftigem Aufwand lässt sich Sulfat aus dem Uferfiltrat nicht »herausfiltern«. Das Wasserwerk Friedrichshagen gilt als eines von drei "Schwerpunktwasserwerken", auf die sich die Trinkwasserversorgung in Berlin abstützt. Mit 130.000 Kubikmetern pro Tag deckt das am Müggelsee gelegene Wasserwerk Friedrichshagen etwa ein Viertel des Berliner Trinkwasserbedarfs. Um Friedrichshagen notfalls ersetzen zu können, müssten andere Wasserwerke in Berlin hochgefahren werden. Dafür seien allerdings "erhebliche Anpassungsinvestitionen im Rohrnetz nötig" (...). "Alles aufwendig und teuer", hatten die BWB bereits 2013 prognostiziert. Während für die Umweltschützer klar ist, dass das Sulfat auf die Pyritoxidation sowohl in den aufgelassenen Tagebaurestlöchern als auch in den noch aktiven Abbauregionen im Einzugsgebiet der Spree zurückzuführen ist (s. RUNDBR. 1008/3), gibt man sich bei den BWB vorsichtiger. Auf der BWB-Bilanzpressekonferenz hatte BWB-Chef SIMON erklärt, dass man noch nicht die genaue Ursache der erhöhten Werte kenne. Der TAGESSPIEGEL berichtete ergänzend, dass das Tagebauunternehmen VATTENFALL vor vier Jahren die "Zusage" gemacht habe, in der Spree den Sulfatwert nicht über 250 mg/l ansteigen zu lassen. Darüber würde es aber keinen Vertrag geben. Die BWB würden den ganze Vorgang als "unbefriedigend" einstufen. Ob rechtliche Schritt möglich seien, werde geprüft.

Lt. TAGESSPIEGEL habe die Senatsverwaltung für Umwelt erklärt, dass der momentane Anstieg der Sulfatkonzentration die Folge "einer außergewöhnlichen Bewirtschaftungssituation" der Spree sei. Durch die Sanierung der Talsperre Spremberg, Wassereinleitungen aus dem aktiven Bergbau und geringe Niederschlägen sei es zu dem Sulfatsprung gekommen. "Mit Modellrechnungen sollen nun Prognosen angestellt werden, ob die Belastung hoch bleibt oder mittelfristig wieder abflaut", schreibt der TAGESSPIEGEL. Inzwischen habe man seitens der Senatsverwaltung "erste Gespräche" mit VATTENFALL und den zuständigen Ministerien in Brandenburg im Hinblick auf die steigenden Sulfatkonzentrationen in der Spree geführt. Nach Angaben des BUND müsse wegen steigender Sulfatkonzentrationen bereits im Wasserwerk Briesen (Oder-Spree) sowie in Frankfurt (Oder) dem Spreewasser zur Verdünnung Grundwasser beigemischt werden.

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1059
Herausgeber:
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Mai 2015

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